DIHK-Nachfolgereport 2017: Unternehmensnachfolge - die Herausforderung wächst

vom 12.02.2018

Laut DIHK-Nachfolgereport wird die Unternehmensnachfolge für viele Betriebsinhaber zur sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Seit 2014 überwiegt die Zahl der suchenden Alt-Eigentümer der der Übernahmeinteressenten auf Betriebssuche. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Übernahmeinteressenten, die noch kein geeignetes Unternehmen gefunden haben.

Ein Hauptgrund für die zunehmend enge Situation ist die demographische Entwicklung. Immer mehr Unternehmer erreichen das Ruhestandsalter. Gleichzeitig dünnen die Jahrgänge der 25- bis 45-Jährigen aus, in denen sich sehr viele Personen für den Aufbau einer selbstständigen Existenz interessieren.

Hinzu kommt, dass immer mehr Angehörige der gründungsstarken Jahrgänge bestrebt sind, eigene Wege außerhalb des elterlichen Betriebes zu gehen („Generation Y“) – ein „Automatismus“ der familieninternen Nachfolge existiert in immer weniger Unternehmen.

Kommt es nach einer zumeist schwierigen Suche dann zu Verhandlungsgesprächen zwischen Alt-Eigentümer und potenziellem Nachfolger, so sind weitere Hürden zu überwinden. Ein großer Knackpunkt ist das Thema Finanzierung: 41 Prozent der Senior-Unternehmer fordern den IHKs zufolge einen Kaufpreis, der im Vergleich zur Marktsituation überhöht erscheint. Dahinter steckt häufig, dass Senior-Unternehmer die Mühen, die sie in ihr Lebenswerk gesteckt haben, verständlicherweise honoriert haben möchten – sie rechnen diese „Herzblut-Rendite“ in den Kaufpreis mit ein.

Potenzielle Übernehmer kalkulieren in den meisten Fällen nüchterner. Sie rechnen mit den am Markt erzielbaren Erträgen und vor allem auch mit dem Modernisierungs- und Investitionsbedarf – gerade auch mit Blick auf die häufig notwendige Digitalisierung von Prozessen und Kundenzugang.

Die emotionale Komponente wirkt sich auch an anderer Stelle aus. Bei einem guten Drittel der Senior-Unternehmer beobachten die IHKs, dass sie emotional nicht „loslassen“ können (36 Prozent).

Oft wird der Nachfolgeprozess auf die lange Bank geschoben und so unnötig zeitlicher Druck aufgebaut – 42 Prozent der Alt-Inhaber suchten nach IHK-Erfahrungen die Beratung nicht rechtzeitig auf. Spätestens drei Jahre vor dem geplanten Übergabe Zeitpunkt sollten Senior-Unternehmer die Nachfolge auch mit externer Expertise angehen. Doch 75 Prozent der Senior-Unternehmer wenden sich später an ihre IHK.

28 Prozent warteten mit dem Verkauf ab, weil sie hoffen, mit steigendem Unternehmenswert die Altersvorsorge auf stocken zu können.
Auf Seiten der potentiellen Übernehmer berichten die IHKs bei 40 Prozent von Finanzierungsschwierigkeiten, trotz derzeit günstiger Finanzierungskonditionen. Zudem unterschätzen den IHKs zufolge 40 Prozent die Unternehmensübernahme, die oftmals hohe Anforderungen an die unternehmerische Eignung der Übernehmer und an deren Führungsqualitäten stellt.

Bei einem Viertel beobachten die IHKs, dass Übernehmer in spe bei ihren unternehmerischen Qualifikationen noch nacharbeiten müssen. Die Unternehmensnachfolge wird oft durch weitere Faktoren erschwert: Insgesamt macht der Fachkräftemangel auch die Fachkraft „Unternehmer“ zu einer raren Ressource.

Wenn zu dem der Markt für ein Unternehmensangebot klein ist (Nische), dann ist schon an sich die Zahl der infrage kommenden Übernehmer begrenzt. Manchmal belasten auch Familien- oder Gesellschafterstreitigkeiten die Übertragung. Oftmals gibt es daneben Probleme, notwendige Genehmigungen an den Übernehmer zu übertragen (z. B. Schankerlaubnis bei Gaststätten).

Gerade in der Industrie müssen häufig hohe Pensionsrückstellungen bewältigt werden. Viele Verhandlungen scheitern letztlich auch daran, dass die „Chemie“ zwischen Alt-Inhaber und Übernahmeinteressenten nicht stimmt.

Quelle: DIHK